Kein Gurren und Gackern im Bauhof

21.12.2020

Zum Jahresende hätte der Rassegeflügelzuchtverein Reisbach noch ein echtes „Schmankerl“ für alle Liebhaber von Geflügel nach Reisbach geholt. „Wir hätten zwischen 500 und 600 Tiere präsentieren können“, so berichtet Erster Vorsitzender Herbert Müller durchaus etwas wehmütig. Ausnahmslos Rassegeflügel, denn Reisbach wäre Veranstalter der diesjährigen Kreisschau gewesen. Doch, die Besitzer von Tauben und Hühner züchteten heuer quasi ins Leere. Die Schau musste, wie so vieles andere, abgesagt werden.

Insgesamt 13 Vereine aus der Umgebung hätten sich daran beteiligt. Ein Nachholen gibt es nicht. Die Organisation der Jahre 2021 und 2022 ist schon vergeben. Abgesehen von allen ideellen bringt das Ausfallen der Veranstaltung auch materielle Verluste; Einnahmen, die gerade auch dem hiesigen Verein durchaus gut getan hätten. Aber, es ist noch ein ganz anderer Aspekt, der nicht außer Acht gelassen werden darf. Denn die Schau wäre einfach eine gute Werbung für die Rassetauben- und Geflügelzucht gewesen, die dieses Hobby so dringend benötigen würde.

 

Lokalschauen wichtige Plattform

 

Gerade die Lokalschauen nehmen einen hohen Stellenwert bei der unverzichtbaren Basisarbeit ein, denn hier besteht die Möglichkeit, die Bevölkerung vor Ort anzusprechen. Wohl keine andere Veranstaltung hat eine solche Bedeutung für die gesamte Rassegeflügelzucht wie die Lokalschau. Denn ohne sie würde es auf Dauer wahrscheinlich auch keine Großschauen geben, so die Meinung vieler. Gerade auf dieser Ebne ist die Außenwirkung am Größten. Hierzu finden sich auch regelmäßig fachfremde Besucher ein, die man vielleicht im Idealfall für diese Art der Rasseerhaltung begeistern kann.

Dabei gibt es durchaus Lokalschauen, so Herbert Müller, bei denen mehrere hundert Besucher festzustellen sind, die hier ihre Freizeitbeschäftigung demonstrieren; persönliche Beziehungen werden zudem vertieft.

Ein weiterer Pluspunkt ist die oft festzustellende Rassenvielfalt, die präsentiert wird. Selbst wenn es nur wenige aktive Züchter in einem Verein sind, haben sie doch oft mehrere Rassen die sie präsentieren und letztlich macht es die Vielzahl der Aussteller, die einen bunten Querschnitt demonstrieren. Auch für die Züchter selbst steht die Einheit, das Zusammenkommen mit gleichgesinnten, die ihre Freizeitbeschäftigung teilen, im Vordergrund.

 

Harte Zeiten für die Züchter

 

Die Mitglieder, so weiß Herbert Müller, hätten wieder alle an eine Strang gezogen, um das Großprojekt, wofür man dankenswerterweise die Bauhofhalle hätte nutzen können, zu stemmen.

Gerade jetzt in der Corona-Pandemie wird das Vereinsleben auf eine harte Probe gestellt. Müller hofft, dass durch die Situation keine aktiven Züchter aufgeben, was er durchaus als Gefahr sieht. Gerade die Älteren, die vielleicht ohnehin schon mit diesem Gedanken liebäugelten, könnten die aktuellen Gegebenheiten zum Anlass nehmen. Verwunderlich ist es nicht, unter diesen Umständen vielleicht die Motivation zu verlieren. Heuer züchteten die Aussteller das ganze Jahr sozusagen umsonst. In Bälde beginnt das neue Zuchtjahr. Auch Verkäufe, die für neue Anpaarungen in der Regel getätigt werden konnten, fielen mehr oder weniger aus. Sie kommen in erster Linie bei den tatsächlichen Begegnungen auf den Schauen zustande. Und letzten Endes fehlt schlichtweg der direkte Vergleich. Die Preisrichter schauen vorurteilslos auf jedes Tier, bewerten es nach den rassespezifischen Merkmalen und geben mit der Notenvergabe dem Züchter ein probates Mittel an die Hand, auszuloten, wo man mit seinen Tieren steht. Dem Verein gehören ebenfalls zwei anerkannte Preisrichter für verschiedene Taubenrassen an: Xaver Wintersberger und Edi Kutscherauer. Tätig sind sie nicht nur im Inland, sondern auch in europäischen Ländern.

Aber, als Vorstand bleibt nichts anderes übrig, als sich an die offiziellen Rahmenbedingungen zu halten. Es ist außer Frage, dass es kein normales Jahr ist. Selbst zu Vogelgrippe-Zeiten hatte man mehr Planungssicherheit.

 

Liebe zum Tier bleibt

 

Für die Kreisschau kam man nicht einmal richtig zum Planen, weil sich diese Entwicklung schon abzeichnete. Man wartete bis zuletzt, musste dann aber doch absagen. Reisbach steht mit dieser Entscheidung nicht alleine da. Schauen auf allen Ebnen wurden gestrichen. Bleibt zu hoffen, dass sich die Besitzer von Rassegeflügel trotz dieser misslichen Lage an ihren Tieren auch ohne Schauen erfreuen können. In der Regel geht ihnen das Herz auf, wenn sie die Tauben in ihren Volieren beobachten können, wenn die artgerechte Haltung mit schönen Momenten belohnt wird. Vielleicht auch ein Stück weit Entschädigung und Motivation, weiter zu machen.

 

 

Bild zur Meldung: Vorstand Herbert Müller mit seinen Dt. Modeneser Schietti blau mit bronze Binden