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"Spezies" Geflügelzüchter

Gehören die Geflügelzüchter mittlerweile zur „aussterbenden Spezies?“ Sie mögen vielleicht seit einigen Jahren zu den „Exoten“ zählen. Aber, sie nehmen eine wichtige Funktion ein. Mit ihrer Arbeit sorgen sie dafür, dass Rassen in ihrer Vielfalt erhalten bleiben. Seit einiger Zeit bekamen die Rassegeflügelzüchter noch eine andere Aufgabe hinzu, die, so scheint es, zunehmend an Bedeutung gewinnt. Denn, es zeichnet sich ab, dass wieder vermehrt Federvieh gehalten wird. Und zwar vorwiegend Hühner; in erster Linie um der Eier willen. Aber auch die Zwei-Nutzungsrassen sind auf dem Vormarsch, die sich als Eier- und Fleischlieferanten bewähren.

 

Einer dieser „Exoten“ ist Christoph Aigner. Schon als neunjähriger Bub entdeckte er seine Leidenschaft für Geflügel. Obwohl noch jung an Jahren zählt er mittlerweile zu den Experten und zu den tragenden Säulen des RGZV Reisbach, nicht zuletzt als Zweiter Vorstand. In übergeordneten Verbänden wirkt er ebenfalls aktiv mit, etwa im Kreisverband als Stellvertretender Vorsitzender oder im Bezirksverband als Stellvertretender Schriftführer.

Den Grundstein legten eigentlich seine Eltern. Als er sich zur Erstkommunion ein Aquarium wünschte, konnte sie sich wenig dafür begeistern und schenkten ihm als Alternative eine „bunte Mischung“ Tauben. Ein alter Stall war noch vorhanden. Viel hatte er damals nicht von den ersten Tieren, denn sie holte der Habicht. Doch, die Liebe zu dieser Kreatur war geweckt und ließ ihn bis heute nicht los. Mag er von Gleichaltrigen vielleicht belächelt worden sein, so bleib er bis heute dran. Ein Glücksfall ist für ihn auch Freundin Lucia Sandner, die mit ihm das Hobby teilt.

 

Zurück zu den Anfängen: Die nächste Anschaffung war ein Stamm Hühner und von Beginn an bekam er tatkräftige Unterstützung von erfahrenen Mitgliedern des Reisbacher Vereins, dem er 2004 beitrat. Besonders von Edmund Kutscherauer, und Albert Asam, die beide nur einen Katzensprung entfernt wohnen und mit denen er nun schon etliche Jahre die Liebe zu den Schweizer Tauben teilt.

Alsbald zogen gestreifte Zwergwyandotten ein, eine Hühner-Rasse, die züchterisch nicht zu anspruchsvoll ist. Aber, große Ambitionen diesbezüglich hatte er anfänglich noch nicht. Ein wichtiger Lehrer und Wegbegleiter wurde ihm Konrad Haslbeck. Dieser war ebenfalls Spezialist bei den Hühnern und konnte viel Wissen weiter geben. Der erste Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, als Christoph die Bundesjugendmedaille im zweiten Jahr entgegen nehmen durfte. Sie wird auf der Landesjugendschau vergeben, die von Jugendzüchtern aus ganz Bayern beschickt wird.

 

Daheim wurden allerdings zunächst eine Voliere für die Tauben gebaut, nachdem er in die Zucht der Schweizer Tauben einstieg. Damals mit den Luzernern schwarz. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war der Weg für eine bunte Vielfalt gelegt. Hinzu kamen Bantam sowie Puten in Gelb. Und so begann für ihn „Learning bei Doeing,“ ein Prozess, der natürlich nie zu Ende geht.

Was mir wichtig ist, sind alte, vom Aussterben bedrohte Rassen zu erhalten.“ Mehr und mehr wurde Platz für weitere Gattungen geschaffen, auch für Ziergeflügel, also Arten, die es auch in freier Wildbahn gibt oder gab.“ Zuletzt kamen verschiedene Ziervögel hinzu. Alle haben ihre Eigenheiten, was in der Haltung zu berücksichtigen ist. Dabei gilt es auch ein Augenmerk auf die Artenreinheit zu lenken. Heute leben auf dem Lehnerhof knapp 30 verschiedene Rassen an Tauben, Hühnern, Puten, Pfauen, Wachteln oder Ziervögel. Sie alle zeichnen sich durch ihre Eigenheiten aus. Die Webervögel etwa bauen Nester nur aus einer bestimmten Sorte Gras, die zwei Mal wöchentlich im Wald geholt werden muss. Ihre Nachzucht erfordert allerhand an Fingerspitzengefühl. Die Pfaue überzeugen ihn mit ihrer Schönheit und Intelligenz. Zwar haben sie im Frühjahr zuverlässig ihr Gelege. Schwierig ist hingegen die Aufzucht. Eine ganz besondere Spezies ist der seltene Violette Pfau. Die Sandschackkräher gehören zu den Langkrähern. Gleich mehrere Minuten lässt der Hahn seine Rufe ausdauernd erklingen. Zu den Hauptrassen, mit denen Christoph Aigner auch auf Ausstellungen geht, gehören die Gelben Puten, die Italiener, eine Huhnrasse sowie Stellerkröpfer und Luzerner als Vertreter der Tauben.

 

Die Modernen Englischen Zwergkämpfer von Lucia Sandner im übrigen sind anders, als der Namen vermuten lässt, sehr zutraulich, wobei sie sogar aus der Hand fressen. Mit ihnen stellt auch sie sich den Mitbewerbern.

Ausstellungen finden ab dem Spätherbst statt. So ist Reisbach heuer Ausrichter der Kreisschau, falls diese möglich ist. Sie ist ihm persönlich am Wichtigsten, weil sie die Möglichkeit bietet, den Verein vor Ort zu präsentieren. Ein Highlight wäre auch die Bezirksschau mit knapp 2000 Tieren in Pfarrkirchen oder die Landesschau. Man wird sehen, ob sie heuer stattfinden. Bei den Schweizertauben gibt es die Hauptsonderschau in Deutschland und alle drei Jahre die Europaschau. Die Nationale in Leipzig sollte auch von ihm heuer wieder beschickt werden. Mit 50000 Tieren hat sie schon eine besondere Dimension. Mit seinen Schweizer Tauben ist er mit den Vereinskollegen oftmals auch weiter unterwegs, etwa in Frankreich oder der Schweiz. Dabei hat der Züchter natürlich stets das Tierwohl im Auge. Drei Wochen Pause sind es zwischen den Ausstellungen allemal, um das Geflügel nicht zu sehr zu strapazieren und es gesund zu erhalten.

Zudem ist es ein schönes Miteinander der Züchter untereinander. Hier pflegt er mittlerweile gute Kontakte und wenn er nach einer neuen Rasse Ausschau hält, streckt der Züchter seine Fühler in ganz Deutschland aus. Da kann es schon passieren, dass der Wochenendurlaub dem Kauf von zusätzlichem Geflügel geschuldet ist.

Für Christoph und Lucia ist dieses Hobby ein guter Ausgleich zum Alltag,denn beide verbringen gerne ihre Zeit mit den Tieren. Dass sie einen guten Kontakt zu ihnen pflegen, wird offensichtlich, wenn sie die Voliere und Ausläufe betreten, wenn das Federvieh voller Erwartung ihnen entgegen kommt. Die Zucht ist durchaus eine Wissenschaft. Mit verschiedenen Futtergaben sorgt man dafür, dass sich die Tiere bestens entwickeln und hier hat natürlich jeder Züchter sein „Geheimrezept.“ So sind die Feierabende gut gefüllt. Dieser Tage gehen sie besonders gerne in den Stall, nachdem derzeit so allerhand „Singerl“ aus dem Ei schlüpfen, die auch die beiden immer wieder aufs Neue faszinieren.

Christoph Aigner ist längst kein „Grünspan“ mehr. Mittlerweile unterstützt auch er schon gerne Jungzüchter. Auch wenn es eher wenige, aber, immer wieder finden sich Interessenten, wobei es gerne mehr werden können. Im übrigen: Das Aquarium hat zwischenzeitlich auch seinen festen Standort im Haus.

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Veröffentlichung

Mo, 18. Mai 2020

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